Berichte über Veranstaltungen

Einen Rundenlauf organisieren … oder wie man 15.000,- Euro für einen guten Zweck sammelt

Im Januar 2015 lernten wir Katharina Wiesand kennen. Sie ist Schülerin der Rudolf-Stein-Schule in Nürnberg. Ihr gebührt unser besonderer Dank, weil sie mit ihrer Jahresarbeit und vor allem ihrem Engagement sehr zur Umsetzung unseres Hauptprojektes beigetragen hat – dem Bau einer Schulküche mit Speisesaal, Trinkwasser- und Energieversorgung für die Hawelti-Schule in Axum. Und wer uns kennt, weiß, dass es für uns eine Herzensangelegenheit darstellt.
Wir möchten nicht nur unsere Wahrnehmung an Veranstaltungen schreiben, umso mehr bedanken wir uns bei Katharina, dass sie den folgenden Bericht verfasst hat.

Zuerst würde ich mich gerne vorstellen. Ich heiße Katharina Wiesand, bin zum Zeitpunkt dieses Projektes 17 Jahre alt und in England aufgewachsen. Ich wohne seit fast sechs Jahren in Nürnberg und besuche die Rudolf-Steiner-Schule. Seitdem ich ein kleines Mädchen war, hatte ich eine Faszination für Afrika, ich wollte den Kindern in Afrika helfen und unbedingt dort hinreisen, um aus erster Hand zu erfahren, wie ihre Kultur und ihr Alltag sich von der unseren unterscheiden.

Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, mir einen meiner Kindheitsträume zu erfüllen, indem ich für die Hawelti-Schule in Axum durch einen Rundenlauf Spenden gesammelt habe.

Ende 2014 lernte ich Marcel Heuer und Negassty Abraha kennen. Ich war in der elften Klasse der Waldorfschule, wo es Brauch ist, in diesem Jahrgang eine sogenannte Jahresarbeit zu vollbringen. Jeder Schüler, jede Schülerin der elften Klasse sucht sich in diesem Zusammenhang ein Thema aus, worüber er/sie ungefähr dreißig Seiten schreiben muss.

Neben dem theoretischen Teil gehört auch ein praktischer Teil zu der Jahresarbeit. Das Ganze soll über zehn Monate intensiv bearbeitet werden. Am Schluss wird die Arbeit und die gesammelten Erfahrungen in einer dreißig-minütigen Präsentation vorgestellt.
Meine erste grobe Idee war, die Entwicklungshilfe in Äthiopien zu thematisieren. Ich suchte mir also eine Organisation, welche die Spenden, die ich sammeln wollte, für einen guten Zweck einsetzen konnten. So traf ich mich mit den Vorsitzenden dieses Vereins, um über mögliche Spendenaktionen zu reden, da sie Geld für eine Schulküche in Axum brauch(t)en.

Zuerst war die Überlegung, einen Treppen-Marathon zu organisieren. Meine Betreuerin war die Klassenlehrerin der damaligen sechsten Klasse und hatte netterweise die Mitarbeit ihrer Schüler in Aussicht gestellt. Es wurden viele Emails geschickt und wir warteten auf Antworten. Doch Dezember, Januar, Februar und auch die Hälfte vom März 2015 gingen vorbei. Die Zeit drängte und wir hatten immer noch kein hohes Gebäude gefunden, denn ohne Treppen war ein Treppen-Marathon unmöglich!

So trat mein „Plan B“ in Kraft: ein Spendenlauf bei uns auf dem Sportplatz hinter der Schule. Dank unseres Sportlehrers stand uns der Sportplatz am 15. Mai 2015 den ganzen Vormittag zur Verfügung.

Ich denke, die größten Fragen waren: Wie werden die Runden, die die Schüler laufen, gezählt? Woher wird das Geld eigentlich herkommen? Sind fünfundzwanzig Schüler wirklich ausreichend?

Täglich fielen mir verschiedene Ideen und Möglichkeiten ein. Ich tauschte diese mit meinem Umfeld und meiner Betreuerin aus, bis ich ein passendes Konzept gefunden hatte. Hiernach sollten ich jede Schülerin und jeder Schüler bei Freunden, Verwandten und Bekannten Sponsoren suchen, die pro vollendete Runde einen vereinbarten Betrag (400m) bezahlen. Die Runden sollten gezählt und das Geld nachträglich eingesammelt werden. Für das Zählen der Runden sollte jeder einen sogenannten Rundenpass bekommen und nach jeder vollendeten Runde würde man darauf einen Stempel erhalten.

Als soweit alles klar war, wurde die ganze Aktion etwas entspannter und ich musste nur noch allen Beteiligten und deren Eltern mein Vorhaben vorstellen. Wie sich herausstellte, waren fünfundzwanzig Schüler nicht genug. So bat ich weitere vier Klassen um die Teilnahme. Zum Schluss hatte ich 120 Schülerinnen und Schüler in meiner Verantwortung.

Auch das Einverständnis der Eltern war nötig, welches durch das Versenden zahlreicher Elternbriefe eingeholt wurde. An Elternabenden wurde mir überwiegend
Begeisterung und Bewunderung entgegengebracht und ich erhielt das Einverständnis für die Durchführung.

Auch vor den Schülerinnen und Schülern hielt ich einen kurzen Vortrag von dem Hawelti-Projekt einschließlich des praktischen Prozederes. Alle fingen sofort begeistert damit an, Sponsoren zu suchen. Auch ich kommunizierte mit mehreren Firmen und bekam einige Zusagen für kleine Spenden, auch in Form von Sachspenden, wie z.B. Bleistiften.

Ich informierte die Nürnberger Nachrichten über mein Vorhaben und es wurde verabredet, dass ein Fotograf am Tag des Laufes vorbeischauen, Fotos machen und anschließend ein Interview führen würde.

Während dieser zwei Monate war mein Emailpostfach sehr aktiv. Es gingen viele Fragen und Ideen hin und her. Diese waren mal mehr und mal weniger gut zu beantworten oder realisierbar. Eine wichtige Frage war, ob die Schüler überhaupt fit und motiviert genug seien, um zwei Stunden auszuhalten. Diese Frage konnte ich nicht beantworten, denn das konnte nur die Erfahrung zeigen. Eine weitere Frage war, was passieren würde, wenn es regnet. Ich entschied mich, diese Frage nicht zu beantworten und einfach davon auszugehen, dass es nicht regnet. Auch an mögliche Verletzungen wurde gedacht und Sanitäter organisiert.

Die Frage danach, wer die Rundpässe stempeln könne, war leichter zu lösen. Hierfür waren sofort fünf Freunde bereit, sich neben der Laufbahn mit einem Tisch, einem Stempel und einem Stempelkissen hinzusetzen und zu stempeln. Sie bekamen je eine Klasse zugewiesen, die farblich gekennzeichnet war.

An Wochenenden, nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, bastelte ich die Rundenpässe. Zur Dekoration nähte ich Wimpelketten. Ich schrieb weitere Emails und zählte die letzten Tage bis zum 15. Mai. Diese gingen rasch vorbei und schon stand ich an diesem Tag früh auf, packte meine Sachen und machte mich auf den Weg zur Schule.

Um 10:30 Uhr trafen sich alle auf dem Sportplatz, ich bedankte mich nochmals bei den Schülerinnen und Schülern für das Mitmachen und erklärte ihnen noch einmal den Ablauf.

Um 10:45 Uhr fiel der Startschuss. Manche gingen gemütlich, sich unterhaltend um den Sportplatz, andere rasten, sodass sie am Schluss einen Halbmarathon schafften (fünfzig Runden!). Dabei war immer gute Laune im Gepäck.

Negassty und ihre Freundinnen hatten am Vortag als Überraschung viele Hambascha-Fladen gebacken, die während des Laufs zur Stärkung dienten. Die Schülerinnen und Schüler gönnten sich ab und zu kleine Trinkpausen, liefen aber dann gleich engagiert weiter. Auch Eltern, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer schauten vorbei. Die Stimmung war super! Auch das Wetter spielte zur Freude aller mit! Die Schülerinnen und Schüler waren beeindruckend und die zwei Stunden vergingen wie im Fluge! 

Um 12:45 Uhr fiel der Endschuss und um 13 Uhr war die Veranstaltung zu Ende.

Jetzt war es an der Zeit, abzuwarten, bis die Schüler in den folgenden zwei Wochen bis zu den Pfingstferien das Geld eingesammelt hatten.
Ich weiß noch ganz genau, wie Negassty sagte, wie glücklich sie über ein- bis fünftausend Euro wären. Als ich nach und nach das Geld einsammelte, nachzählte und überprüfend nochmals zählte, wurde ich immer aufgeregter. Die Eintausend-Euro-Schwelle war schnell überschritten, dann die fünftausend, achttausend, ich glaubte es kaum, zehntausend, zwölftausend, immer noch erzählte ich Negassty und Marcel nichts, dreizehntausend …

Bevor ich in den Ferien nach Irland flog, stand ich an ihrer Wohnungstür und überreichte 14.800,- Euro in bar. Sie waren fassungslos und sehr beeindruckt!

Die ganzen Emails und Mühen hatten sich also gelohnt. Ich hatte einen Tag organisiert, an dem alle Beteiligten motiviert und gut gelaunt waren. Mir selbst konnte ich dadurch beweisen, dass Kindheitsträume durch Taten wahr werden können. Wenn jeder eine kleine gute Tat vollbringt, können große, bewundernswerte Ereignisse und Ergebnisse geschehen. Diese wiederum können die Entwicklung und den Fortschritt fördern und insbesondere den Menschen helfen und sie glücklich machen.

Mit Hilfe meiner Freundin entstanden viele schöne Fotos und auch in den Nürnberger Nachrichten war ein Bericht mit Foto zu finden.

Wir vom Hawelti e.V. bedanken uns …

… vor allem natürlich bei Dir, Katharina!

Du hast diese Veranstaltung fast ganz allein ganz toll organisiert und dazu beigetragen, dass sich viele Spender gemeldet haben. Durch Dich konnten 14.800,- Euro gesammelt werden. Dazu kommen noch einmal 800 Bleistifte der Firma Lyra und weitere Materialien aus Nürnberg.

Mit Deiner Jahresarbeit hast Du zwei für uns wichtige Vereinsziele verwirklicht: Du hast Spenden gesammelt, die uns enorm bei der Finanzierung unserer Schulküche helfen. Darüber hinaus weiß jeder, der uns kennt, dass uns die kulturelle Verständigung wichtig ist. Mit dem Thema Afrika und dem Schwerpunkt Äthiopien hast Du mit Deiner Jahresarbeit auch in diesem Bereich eine tolle Arbeit geleistet!

Vor allem aber gibst Du mit Deinem Engagement Kindern der Hawelti-Schule in Axum die Möglichkeit, dass auch sie ihre Kindheitsträume erfüllen können – und das ist unbezahlbar!

Dafür danken wir Dir sehr!

Alle, die sich für die Jahresarbeit von Katharina interessieren,
können sie hier lesen (pdf-Dokument, ~23MB).

Darüber hinaus bedanken wir uns …

  • bei den Schülerinnen und Schülern der sechsten und siebten Klassen der Rudolf-Stein-Schule in Nürnberg, die mit so viel Begeisterung dabei waren und bis zum Ende der Kräfte gelaufen sind, um einen möglichst hohen Ertrag zu „erlaufen“
  • bei Frau Hoffmann, dass sie sich als Begleitlehrerin zur Verfügung gestellt hat und ebenfalls voll dabei war
  • bei Samina Schnidtmann für viele tolle Bilder dieser Veranstaltung
  • bei den Freundinnen und Freunden von Katharina, die ehrenamtlich an diesem Tag geholfen haben
  • bei den Nürnberger Nachrichten
  • bei der Firma Lyra für die Spende von 800 Bleistiften
  • bei allen Spenderinnen und Spendern, die dieses „Rundenlaufen“ unvergesslich gemacht haben

Wir haben erfahren, dass in den siebten Klassen Afrika als Thema behandelt werden und uns angeboten, jeweils etwas zu Äthiopien, Axum und vor allem unseren persönlichen Eindrücken in den Klassen zu berichten. Wir freuen uns schon jetzt darauf, mit den Kindern und Lehrenden ins Gespräch zu kommen.

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